PROJEKT

Luchs & Mensch

Eine Begegnung der seltenen Art

Mit der Rückkehr des Luchses in den Thüringer Wald stellt sich für viele Menschen die Frage: Werde ich auf meinem nächsten Waldspaziergang einem Luchs begegnen? Die kurze Antwort darauf ist eher nein. Denn wenngleich Luchse durchaus in unseren Kulturlandschaften unterwegs sind und menschliche Infrastruktur wie z.B. Waldwege nutzen, sind sie äußerst heimliche Tiere und gehen dem Menschen in der Regel aus dem Weg.

Als wahre Meister der Tarnung sind sie hauptsächlich in der Dämmerung oder nachts unterwegs und verlassen sich auf ihre ausgeprägten Sinne. Versuche haben gezeigt, dass Luchse den Ton einer Trillerpfeife noch aus 4,5 km hören können, wohingegen Hunde dies nur bis zu einer Entfernung von 2,8 km können. Zudem verfügen Luchsaugen über eine sehr hohe Sehschärfe, sodass sie eine Maus noch auf 75 m Entfernung erkennen können. Nicht ohne Grund spricht man also davon, Ohren wie ein Luchs zu haben oder wie ein Luchs sehen zu können. Für sie ist es demnach ein Leichtes, Wanderer schon aus großer Entfernung wahrzunehmen und ihnen aus dem Weg zu gehen. Es gleicht also eher einem 6er im Lotto, wenn sie einem Luchs in freier Wildbahn begegnen. 

Es ist um einiges wahrscheinlicher, dass Sie von einem Luchs beobachtet werden, ohne ihn selbst zu bemerken. Experten fällt es übrigens ähnlich schwer, die Katzen aufzuspüren. 

Zusammentreffen ohne Gefahr 

Auch wenn die Akzeptanz für die Tierart allgemein hoch ist, sind manche Menschen wegen der Rückkehr des Luchses in unsere Wälder besorgt. Grund dafür sind meistens fehlende Hintergrundinformationen. Es ist wichtig, Ängste ernst zu nehmen und die Menschen über das Verhalten der zurückkehrenden Waldbewohner zu informieren. 

Vom Luchs geht keine Gefahr für den Menschen aus. Die Tiere leben sehr heimlich und gehen menschlichem Kontakt in der Regel von alleine aus dem Weg. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland gab es keinen einzigen Vorfall, bei dem ein Mensch von einem frei lebenden Luchs verletzt wurde. Falls es aber doch zu einer Begegnung mit einem Luchs kommt, ist es gut zu wissen, wie man sich verhalten sollte. Luchse sind keine ängstlichen Tiere, weshalb sie bei einem Zusammentreffen mit Menschen voraussichtlich nicht gleich fliehen werden. Sie vertrauen auf ihre gute Tarnung, warten ab und beobachten. Wenn sie tatsächlich einem Luchs begegnen sollten, bewahren sie Ruhe. Nur sehr wenige Menschen haben das Glück, einen Luchs in freier Wildbahn beobachten zu können, also genießen Sie den Augenblick. Rennen Sie nicht weg und vermeiden Sie hektische Bewegungen. Respektieren Sie das Tier und gehen nicht weiter darauf zu, damit es sich nicht bedrängt fühlt und verteidigen möchte. Entweder wird der Luchs von ganz allein weiterziehen oder Sie treten langsam selbst den Rückzug an.

Hunde müssen, unabhängig vom Luchs,  laut Thüringer Waldgesetz im Wald, außer zum Zwecke der Jagd, immer an der Leine geführt werden. Dieses Gesetz gilt dem Schutz der tierischen Bewohner des Waldes genauso wie dem Schutz der Hunde selbst.   

Sollte es Ihnen gelungen sein, ein Foto oder Video von einem Luchs aufzunehmen, melden Sie dies bitte dem Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs am Thüringer Umweltministerium.

Wie können Menschen dem Luchs helfen? 

Die größte Gefahr für den Luchs geht vom Menschen aus. Neben illegaler Bejagung der Tiere sind Verkehrsunfälle die Haupttodesursache. Deutschland ist sehr fragmentiert. Das bedeutet, dass es durch die dichte Besiedlung und Infrastruktur nur wenig zusammenhängende Lebensräume gibt. So müssen Luchse immer wieder gefährliche Straßen überqueren, um sich auszubreiten und neue Reviere zu erschließen. 

Bereits mit kleinen Verhaltensänderungen können Sie dem Luchs und anderen Wildtieren helfen. Einige davon können Sie direkt bei Ihrem nächsten Waldspaziergang umsetzen. VerhaltenSie sich ruhig und bleiben Sie auf den Wegen. Respektieren Sie den Wald als Lebensraum, nicht nur der Luchse, sondern auch aller anderen Tiere. Leinen Sie Ihren Hund an, um Luchse und andere Wildtiere nicht zu beeinträchtigenund gehen Sie dem Tier bei einer Begegnung aus dem Weg. Zudem können Sie Wissen und Erfahrungen mit Anderen teilen. Das führt dazu, dass der Luchs zum Gesprächsthema wird und Sorgen oder Ängste von Mitmenschen entkräftet werden können.

Darüber hinaus gibt es auch Möglichkeiten der Fragmentierung Deutschlands entgegenzuwirken. Grünbrücken oder Unterführungen sowie grüne Korridore können dazu beitragen,  Lebensräume miteinander zu verbinden und das Risiko von Verkehrsunfällen zu reduzieren. Grünbrücken sind bepflanzte Straßenüberquerungen, die speziell für Wildtiere konzipiert sind. Über sie kann der Kontakt zwischen verschiedenen Luchspopulation und damit der genetische Austausch vereinfacht und verbessert werden. Auch viele andere Tierarten, die unter der Fragmentierung der Landschaft leiden, wie z.B. der Rothirsch, profitieren von der Vernetzung isolierter Lebensräume.

Eine weitere Möglichkeit ist die Unterstützung von Natur- und Umweltschutzorganisationen, wie dem WWF und dem BUND, die sich in der Projektregion gezielt der Unterstützung des Luchses widmen.